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Ballade von der Heiligen Elisabeth zu Thüringen

 

[Elisabeth Längerer in Dankbarkeit zugeeignet]

 

 

War eine gar karge Zeit.

Und es kommt die Flut. Die Wasser
machen Haus und Vorrat feucht,
Brunnen faulen. Nass und nasser.
Der Bazillus hat es leicht.

Die vom Hunger schon Geschwächten
fällt die Krankheit gierig an,
frisst die Bösen und die Rechten
- aber nur den Jedermann.

Droben auf dem Schloss scheint helle
Fackelschein dem steten Fest;
klares Wasser gibt die Quelle
und das Brot ist nie durchnässt.

Niemand fühlt es, keiner sieht es,
was die Untertanen quält
bis auf SIE. Sie hat solides
Mitgefühl. Sie denkt. Und wählt.

Sie entscheidet sich, die Kammern
mit dem Korn zu öffnen, weit;
und die Hofschranzen, sie jammern:
das ist zuviel Frömmigkeit!

Denn sie gibt. Und gibt. Und spendet.
Und sie läuft von Haus zu Haus.
Pflegt die Pestkranken. Und sendet
Geld und Mehl und Liebe aus.

Das kann keiner länger dulden!
schrein die Schranzen wie ein Mann:
Dieses Weib stürzt uns in Schulden
UND sie zieht sich ärmlich an!

Und so wird es ihr verboten,
die Verschwendung ihrer Liebe.
Das war wirklich ernst. Es drohten
Hausarrest, vielleicht gar Hiebe.

Was sie weiter, still und leise
mit Verschwörermiene tut,
unertappt, geschickt und weise,
es ist stets das Gleiche: GUT.

Nur: dann wird sie doch betroffen,
wie ein Dieb auf frischer Tat.
Ludwig stellt sie. "Ich will hoffen,
dass sie da kein Brot drin hat!"

Und er zeigt auf den verdeckten
Korb: "Weh, wenn sie spenden geht!
Weh ihr, wenn sie mit verstecktem
Brot..." - sie spricht ein Stoßgebet.

Und der Ehmann reißt am Tuche,
das den Korb deckt, an dem losen...
halb erstickt er an dem Fluche:
"Hol mich der - das sind ja Rosen!"

Was am meisten ihn erschreckte,
wie der Hof noch lange raunte,
war ihr Blick, als SIE entdeckte,
was darinnen war: sie staunte!

Und der Mann versteht das Wunder,
und er lässt sie nun gewähren.
"Ist ja doch nur Geld und Plunder",
brummt er. "Spende, Gott zu ehren!"

Und bis heute steht die Dame
mit den Rosen in der Hand;
und bis heute ist ihr Name
ein Begriff quer durch das Land.

War eine karge Zeit.
Gab doch Güte; gab Rosen.

 

 

Rosenwunder

Foto der Rose unter cc-by License von: www.herrliches-ravensburg.de

(Timmo Strohm)

 

 

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