Jahreswechsel,
Jahrhundert-
Jahrtausendwechsel.
Aua.
Jeder, der heute schon
lesen kann
- wird alt sein, ein Kind
des letzten Jahrtausends.
Beileid, Kollegen!
Diese Kante
passiert man nur einmal.
Was wir modern fanden:
O Gott, wie die darüber lachen werden!
Farbfernseher? Ach, pah!
Flachbildschirm oder Beamer.
Oder ein Irgendwas, das uns
Bilder ins Brillenglas einspiegelt, oder
elektrische Felder, die Licht induzieren
mitten ins Hirn.
Die Nazizeit ist plötzlich
nicht mehr
"deutsche Vergangenheit"
sondern irgendein Blödsinn der deutschen Geschichte,
vielleicht, was den Spaniern
die Inquisition ist, ein Haufen
Irrer mit Machtwahn
mitten im Hirn.
Langvergangen.
Unerreich-, unverstehbar.
Mehr noch bricht weg:
Wirtschaftswunder. (Wann war das?)
Uns fliegt
splitternd
die Krise um die Ohren.
Grundgesetz: hat sich gesetzt wie Kaffee,
die Nachkommen
werden wieder ausspioniert.
Ich,
ich falle um eintausend Jahre
wirbelnd in die Vergangenheit.
Glücklicherweise gibt
es
noch andere Arten der Zeitrechnung;
in Jerusalem, beispielsweise,
bin ich noch kein Jahrtausend alt.
Vielleicht steht nichts andres als dieser Wunsch
hinter der amerikanischen Unterstützung:
ein Anker
in eine andere Zeit...
Genießen Sie die
Zeit, die WAR!
- jetzt bin ich Schnee vom letzten Jahr.
Ein Gestern-Kind, fast unanständig,
Vergehender.
Nur halb-lebendig.
Ich tröste mich mit
allerlei
Redewendungen, Floskeln, Reimen, und
gelegentlich mit dem Internet,
welches mir das Gefühl gibt,
modern und dabei zu sein.
Ich habe sogar ein Handy;
es hat ungefähr
die Form eines Sarges.
Aber wahrscheinlich haben
die, die mich einst verbuddeln
etwas unendlich Moderneres,
vielleicht werd ich ent-
materialisiert
und verschwinde
als blöder Gedanke
mitten
in ein
verpenntes
Gehirn...
|