Das Korruptible in uns allen!
Der elende, perverse Geist!
Wie hör ich unsre Hacken knallen,
wenn ein Diktator uns bescheißt,
wie hör ich uns „Ich ZAHLE!“ sagen,
wenn ein Mafioso uns erpresst,
wie hör ich – niemand groß was fragen,
wenn man die Juden holen lässt.
Wir bilden lange Menschenketten,
wo stets ein Kopf im Hintern steckt.
Wenn wir nicht Dreck im Auge hätten,
dann wüssten wir, was uns da schmeckt:
es ist das kuschelige Kuschen,
das süßlich unsern Speichel tränkt;
wir ducken uns, wir schleichen, huschen,
stets in der Kette fest gehängt.
Doch ach, ich spiele nur
den Grimmen,
der laut die Korruption beklagt:
am lautesten schrein stets die Schlimmen,
das sei hier mal ganz still gesagt:
auch ich bin wunderbar bestechlich,
auch ich häng fest in meinem Loch,
auch ich: nach barem Gelde hechl´ ich
und nicht einmal mein Preis ist hoch...
Wie heißt es? Schwerlich
währt am längsten
die Tugend. Unrecht Gut gedeiht!
Wir nähren uns von alten Ängsten
und scheiden aus: Bestechlichkeit...
Nur eine kurze, letzte
Stunde
gehört uns ganz. Dann sind wir frei.
Dann überkommt uns die gesunde,
blutfrische blanke Ketzerei!
Es ist die Todesstunde, Freunde,
in der ihr wisst: es ist vorbei!
Nach einer Schrecksekunde, Freunde,
ist alle Macht euch einerlei.
Denn wenn wir wissen, dass
wir sterben,
verlässt die Wahrheit das Bordell:
man wagt es, diesen zu enterben,
und man beleidigt den noch schnell.
Nur wissen, wann –
das ist die Frage.
Der eine hat Jahrzehnte, runde,
noch vor sich, andre nur noch Tage,
und mancher: jetzt, in der Sekunde!
Und meiner Tugend, ganz
persönlich
ist eben dieses höchst verderblich:
wie alle fühl ich mich
gewöhnlich
unsterblich.
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