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Verwandlung eines entsetzten Tintenfisches
in einen Strauß von acht Tulpen


oder: Liebesanfall


 


Er treibt durch grünes Blau und tiefes Schweigen,
das nur ein kühler Schimmer still belebt.
Besaugnapft, tanzen Arme einen Reigen,
an denen oft, und hilflos, Beute klebt.

Er äugt besorgt umher. Doch nichts bedroht ihn,
das Meer ist ruhig, soweit sein Auge reicht.
Das Wasser glänzt. Ein weicher Schein umloht ihn,
er fühlt sich unbeschwert. Und traumhaft leicht.

Da jagt ein Angstimpuls durch seine Sehnen.
Ein nie gekannter Schmerz durchflutet ihn.
Ihm ist, als sprenge ihm das Blut die Venen
- die Furcht ergreift ihn. Er versucht zu fliehn

, spritzt Tinte. Doch der Schmerz hält ihn gepackt
Und schüttelt seinen Körper. Etwas knackt.
Er spürt: Sein Rückenschild aus Kalk zerbricht,
ein Fangarm zuckt. Und durch die Schleim-Haut sticht

ein grüner Knospenkopf. Er kämpft in Wut,
doch ist sein Leib im Aufbruch. Selbst sein Blut.
Ein nächster Arm wird grün. Es sproßt ein Blatt;
sein Gehirn beginnt zu faulen. Er wird matt.

Die Spitze eines Armes erflammt in Blüte,
der Körper löst sich rasch in Humus auf.
Ein letzter Ruck. Als ob er sich noch mühte.
Noch rollt ein Auge. Grün deckt sich darauf.

Ein letzter Funke flackert; es ist aus.

Und durch das Wasser
treibt
ein Tulpenstrauß.

(Timmo Strohm)

 

 

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