Internet Literatur

Ein Essay und
eine kleine Geschichte der literarischen Form

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Das Textnetz

Hypertext zerschneidet den roten Faden. Der Text kann jetzt jede Gestalt annehmen: sich verzweigen, auf mehreren Ebenen liegen, sogar eine Baumstruktur, die mehrere Ebenen durchzieht, ist denkbar. Volle Dreidimensionalität! Nischen, Ecken und tote Winkel sind möglich. Im Cyberspace können die Links jede räumliche Figur bilden; und die Benutzung dieser Tatsache ist die dritte Dimension der literarischen Form.
Bleiben wir sachlich, so dramatisch ist es nicht. An einem nämlich kommen wir nicht vorbei, an der Zeit. Und die läuft linear. Lernen - und davon reden wir hier, von Informationsübergabe -, Lernen ist nun mal eine Sache, die wir nicht gleichzeitig, sondern hübsch nacheinander tun. Um die Synthese zu verstehen, muß man eben erst die These und dann die Antithese begriffen haben. Und deshalb bewegen Sie sich auch durch das komplexeste Netzwerk linear. Was glauben Sie eigentlich, warum dieses Dokument keine Kreuz- und Querverweise enthält? Der Inhalt erlaubt es nicht.
Sie lesen und leben linear. Lesen Sie in einem NETZ - desto besser; Sie können sich auf verschiedensten Wegen durch das Labyrinth tasten, und Sie lernen es immer besser kennen. Wissensgebiete wie Physik, Rechtswissenschaft oder Medizin lassen sich auf diese Weise darstellen; und allmählich entsteht in Ihrem Kopf ein komplexes semantisches Netzwerk. An den einzelnen Knotenpunkten würde man dennoch Text ablegen, und zwar linearen. Damit sind wir eigentlich schon am Ende.

 

 

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